Was Sie über Ursachen, Symptome, Vorbeugung und Behandlung wissen müssen

Hypokalzämie, auch als Milchfieber oder Gebärparese bekannt, ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen in der Milchviehhaltung. Besonders oft tritt diese Erkrankung nach dem Kalben auf. Ein niedriger Kalziumspiegel im Blut kann dazu führen, dass die Kuh festliegt; im schlimmsten Fall können sogar lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Die gesundheitlichen Folgen können sich dabei auch auf die Wirtschaftlichkeit von Betrieben auswirken. Deshalb erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie Hypokalzämie frühzeitig erkennen sowie effektiv vorbeugen und behandeln können.

Warum ist Kalzium so wichtig für Kühe?

Kalzium spielt eine entscheidende Rolle bei Muskelkontraktionen, bei der Signalübertragung im Nervensystem und bei verschiedenen Stoffwechselprozessen. Besonders nach der Kalbung benötigt eine Kuh große Mengen an Kalzium für die Milchproduktion. Ein plötzlicher Mangel kann dazu führen, dass lebenswichtige Funktionen beeinträchtigt werden. Daher ist ein stabiler Kalziumhaushalt essenziell für die Gesundheit und die Milchleistung Ihrer Kühe.

Arten der Hypokalzämie bei Kühen

Subklinische Hypokalzämie

  • betrifft mehr als 50 Prozent der frisch abgekalbten Kühe
  • Kalziumspiegel liegt unter 2,0 mmol/l
  • Symptome: nicht sichtbar, jedoch erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie Euterentzündungen, Labmagenverlagerung oder Ketose

Klinische Hypokalzämie

  • Kalziumspiegel liegt unter 1,4 mmol/l
  • Symptome:

Phase 1: Unruhe, Muskelzittern, unsicherer Gang

Phase 2: Festliegen in Brustlage, schwacher Herzschlag, kalte Gliedmaßen

Phase 3: Festliegen in Seitenlage, Bewusstseinsstörungen, Atemprobleme, hohe Todesgefahr

Ein stabiler Kalziumhaushalt ist essenziell für die Gesundheit und die Milchleistung Ihrer Kühe.

Vorbeugung – So minimieren Sie das Risiko einer Hypokalzämie bei Kühen

Durch gezielte Fütterungsstrategien und Managementmaßnahmen können Sie bei Ihren Kühen das Risiko einer Hypokalzämie erheblich senken.

1. Kalziumarme Fütterung in der Trockenstehphase
Dies hilft, den plötzlichen Kalziumbedarf nach der Kalbung zu regulieren.

2. Dietary Cation-Anion Balance
Die Dietary Cation-Anion Balance (DCAB) beschreibt das Gleichgewicht zwischen positiv geladenen Ionen (Kationen, z. B. Natrium und Kalium) und negativ geladenen Ionen (Anionen, z. B. Chlorid und Schwefel) im Futter. Eine angepasste Anionenfütterung optimiert den Kalziumstoffwechsel und kann das Risiko einer Hypokalzämie verringern.

3. Vitamin-D3-Injektionen
Diese Injektionen fördern die Kalziumaufnahme aus dem Darm.

4. Kalziumgaben rund um die Geburt
Orale oder subkutane (unter die Haut applizierte) Supplementierungen unterstützen den Kalziumstoffwechsel und verhindern Mangelzustände bei Ihren Tieren.

5. Optimierte Haltungsbedingungen
Stressreduzierung und eine hohe Futteraufnahme fördern die Gesundheit Ihrer Kühe und minimieren das Risiko für Hypokalzämie.

Behandlung – Was können Sie bei Hypokalzämie tun?

Leichte Fälle von Hypokalzämie
Mit oralen Kalziumgaben (z. B. Kalziumboli) können Sie den Kalziummangel Ihrer Kühe effektiv ausgleichen. Gut lösliche Kalziumverbindungen wie Kalziumchlorid oder Kalziumpropionat fördern dabei eine schnelle Aufnahme. Zur langfristigen Supplementierung eignen sich hingegen schlecht lösliche Kalziumverbindungen wie Kalziumcarbonat.

Schwere Fälle von Hypokalzämie
Intravenöse Kalziuminfusionen sind notwendig, um den Kalziumspiegel schnell zu normalisieren.
Bitte beachten Sie, dass eine zu schnelle Kalziumzufuhr jedoch gefährlich werden und zu Herzrhythmusstörungen oder sogar Herzstillstand bei Ihren Kühen führen kann. Zudem ist es möglich, dass ein plötzlicher Anstieg des Kalziumspiegels eine Ausschüttung von Calcitonin (Schilddrüsenhormon) auslöst, die einen Rückfall in den Kalziummangel zur Folge hat.

Fazit: Hypokalzämie ist vermeidbar

Hypokalzämie ist eine häufige, aber vermeidbare Stoffwechselerkrankung. Durch gezielte Fütterungsstrategien, eine stressfreie Haltung und schnelles Handeln bei ersten Symptomen können Sie Ihre Kühe jedoch gesund und leistungsfähig halten. Eine gute Vorbereitung der Tiere in der Trockenstehzeit stellt den besten Schutz vor Milchfieber dar.

Ihr nächster Schritt: Behalten Sie die Milchfieber-Prophylaxemaßnahmen für Ihre Kühe im Blick!

FAQ – Hypokalzämie bei Kühen

Kühe in der zweiten oder höheren Laktation, Hochleistungskühe und Tiere mit vorausgegangenen Hypokalzämien sind besonders gefährdet.

Ja, betroffene Kühe haben oft eine verringerte Milchleistung, ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen und eine verlängerte Zwischenkalbezeit.

Durch eine bedarfsgerechte Fütterung, stressfreie Haltung und gezielte Kalziumgaben vor und nach der Kalbung lässt sich das Risiko für Hypokalzämie minimieren.

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